Interpretationsstrategie für die Lausitz

Am 4. Dezember 2023 trafen sich in den frisch bezogenen Büros des Sorbischen Instituts in Cottbus bedeutende Akteure, um im Rahmen einer Einführungsveranstaltung unter dem Titel “Dem sorbischen/wendischen Kulturerbe Bedeutung im Strukturwandel geben” das Bildungs- und Vermittlungskonzept “Natur- und Kulturinterpretation” zu diskutieren. Sebastian Zoepp von der Spreeakademie, ein erfahrener Interpretationstrainer und Mitglied im europäischen Dachverband Interpret Europe, sowie Claudia Grünberg vom Berliner Institute for Heritage Studies, brachten als Referenten und Moderatoren ihre Fachkenntnisse ein. Die Veranstaltung, zu der Akteure aus Kulturarbeit, Tourismus und Regionalentwicklung sowie VertreterInnen von LEADER-Regionen, Domowina, Sorben-/Wendenbeauftragte der Region, MitarbeiterInnen aus Museen und Fachleute aus der Kulturerbeforschung teilnahmen, zählte 30 TeilnehmerInnen. Gemeinsam erarbeiteten sie, wie das Konzept dazu beitragen kann, dem sorbischen/wendischen Kulturerbe in der Lausitz mehr Bedeutung zu verleihen.

Diskussionen führten zu dem Ergebnis, dass trotz des gewachsenen Bewusstseins und der laufenden Strukturwandelprojekte die Akzeptanz, das Wissen und die Inwertsetzung des sorbischen/wendischen Kulturerbes begrenzt sind. Es wurde festgestellt, dass ein weiter Weg zu breiter Sichtbarkeit, Wirksamkeit und Wertschätzung dieses Alleinstellungsmerkmals der Lausitz besteht. Die gemeinsame Meinung, dass das Konzept nützlich und hilfreich für die Vermittlung des sorbischen/wendischen Kulturerbes ist, führte zu weiteren Überlegungen. Aufgrund des gestiegenen Interesses planen wir, die Einführungsveranstaltung im nächsten Jahr zu wiederholen. Zusätzlich wird eine weiterführende Veranstaltung vorbereitet, bei der Diskussionen fortgesetzt und konkrete Beispiele der Anwendung im sorbischen/wendischen Kontext vertieft werden.

Parallel dazu setzen Sebastian Zoepp und Claudia Grünberg ihre Arbeit an einer Interpretationsstrategie für Lausitzer UNESCO-Stätten im Auftrag der Marketinggesellschaft Oberlausitz fort. Diskussionsergebnisse des Workshops fließen in das Konzept ein. Der Bedarf, das Konzept differenzierter nach Anwendungsbereichen und Zielgruppen in der Vermittlungsarbeit sorbischen/wendischen Kulturerbes, wie z.B. in Museen, zu entwickeln, wurde ebenfalls erkannt. Handreichungen zur Nutzung der Interpretation könnten in diesem Zusammenhang entstehen.

Was ist Natur- und Kulturinterpretation?

Natur- und Kulturinterpretation ist eine Bildungs- und Kommunikationsmethode, die darauf abzielt, Besuchern die Bedeutung und Zusammenhänge von Natur- und Kulturerbe erlebbar zu machen. Durch interaktive Ansätze und Geschichten soll ein tieferes Verständnis für die Umwelt und die kulturelle Geschichte vermittelt werden.

“Interpretation bedeutet, Erfahrungen eine Bedeutung zu verleihen, sei es aus Gefühlen oder Gedanken. Wie wir das Erbe interpretieren, ist entscheidend für die Art und Weise, wie wir unsere gemeinsame Zukunft gestalten.”

“[Kulturinterpreatation ist] eine pädagogische Aktivität, die darauf abzielt, Bedeutungen und Beziehungen durch die Verwendung von Originalobjekten, durch Erfahrungen aus erster Hand und durch illustrative Medien aufzuzeigen, anstatt einfach nur sachliche Informationen zu vermitteln.

(aus https://interpret-europe.net/)

Die besonderen Qualitäten der Natur- und Kulturinterpretation liegen in folgenden Bereichen:

  • Sie ist der Idee der Bewahrung und Bedeutung des Natur- und Kulturerbes verpflichtet.
  • Sie ist auf das unmittelbare Erleben von Orten (bzw. Dingen/Ereignissen an diesen Orten) bezogen.
  • Sie darauf angelegt, die BesucherInnen unter Berücksichtigung ihrer Lebenswelt einzubinden.
  • Sie ist an anregenden Leitideen ausgerichtet, die die drei zuvor genannten Aspekte zusammenführen

(aus https://spreeakademie.de/)

Mehr zu dem Thema

… gibt es vom Sorbischen Institut und diesem Inwertsetzungsprojekt im Jahr 2024.

Bis dahin können Sie sich u.a. mit dieser Auswahl weiterinformieren: