Licht und Raum / Film und Gespräch

Am 06.06.2024 wurde an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg vor Studierenden des Fachgebiets “Entwerfen und Bauen im Bestand” und des Fachübergreifenden Seminars “Gesunde und soziale Lebensräume der Zukunft” der Film Pla nas gronje jej Hanka (“Bei uns heißt sie Hanka”) gezeigt. Die Regisseurin Grit Lemke war persönlich anwesend und diskutierte im Anschluss mit den Studierenden den Film. Dieser Filmnachmittag war eine gemeinsame Veranstaltung von:

Internes Plakat der Veranstaltung für Studierende

Der Film begleitet ein Paar, das in der Oberlausitz eine traditionelle Hochzeit durchführt. Dabei wurden verschiedene Themen angesprochen, die die Studierenden besonders interessierten – beispielsweise die Rolle der Frau in der sorbischen/wendischen Gesellschaft. Zudem wurde diskutiert, ob das Thema nicht-binäre oder queere Lebensweisen in der sorbischen/wendischen Community eine Rolle spielt. Fragen zur Identität innerhalb der sorbischen/wendischen Gemeinschaft sowie deren Außendarstellung und Wahrnehmung wurden ebenfalls (im Rahmen der zeitlichen Möglichkeiten) angesprochen.

Grit Lemke und Adrian Dorschner im Gespräch mit den Studierenden.

Einige Studierende schilderten ihre Eindrücke, die sie in den letzten Wochen durch Besuche traditioneller Höfe und Heimatstuben gewonnen hatten. Diese Exkursionen, die Teil der beiden BTU-Seminare waren, halfen den Teilnehmern, das Leben in der Lausitz besser zu verstehen und einen tieferen Einblick in die sorbische/wendische Kultur zu erhalten. So besuchten Seminarteilnehmer noch am Vormittag das Dorf Chusej (Kausche) bei Drjowk (Drebkau). Das ursprüngliche Dorf musste Mitte der 1990er Jahre dem Tagebau Welzow-Süd weichen, und seine damaligen 355 Einwohner wurden sechs Kilometer weiter nördlich in ein neu entstandenes Dorf umgesiedelt. Begleitet und unterstützt wurde diese Exkursion durch das Sorbische Institut, mit den Mitarbeitern Dr. Fabian Jacobs und Dr. Robert Lorenz. Dieser Besuch veranschaulichte die tiefgreifenden Veränderungen, die die Region und ihre Bewohner durch den Tagebau erfahren haben.

Ein weiteres Thema der Diskussion war die Vielfalt der Bauformen der Höfe in der gesamten Lausitz und deren Aussagekraft über die sozialen Verhältnisse und die Struktur der Gesellschaft, insbesondere wer mit wem in welcher Form zusammenlebt und wie sich Treffpunkte für Familien und Dorfgemeinschaften gestalten.

Für viele Anwesende war die sorbische Kultur (noch) eher fremd. Der Film stellte einen wichtigen Baustein dar, um mehr Einblicke zu gewinnen. Die Diskussionszeit reichte jedoch, wie so oft, nicht aus, um alle Aspekte ausführlich zu vertiefen. Robert Engel bekundete Interesse an den Ergebnissen dieser spannenden BTU-Module und die daraus entstehenden Potentiale hinsichtlich des Inwertsetzungsprojekts und betonte, dass weitere Kooperation angestrebt werden.

Hintergrund: Projekte an der BTU

Modul “STUDIO NEW LUSATIA / STUDIJO NOWA ŁUŽYCA”

In diesem Modul geht es um die Untersuchung des gemeinschaftlichen Lebens und Wohnens in der Lausitz. Die Studierenden beschäftigen sich mit zentralen menschlichen Bedürfnissen wie Schlafen, Waschen, Essen und Kochen im Kontext der Gemeinschaft. Dabei werden die besonderen architektonischen und räumlichen Eigenschaften der Region Lausitz erkundet.

Die historischen und aktuellen Veränderungen in den Dorfstrukturen der Lausitz, wie der Rückgang der Landwirtschaft und der demografische Wandel, werden analysiert. Das Modul fokussiert sich auf typische Gebäudetypologien der Region, wie Erbgerichte, Schrotholz-, Hof- oder Umgebindehäuser, und deren mögliche neue Nutzungen.

Die Studierenden messen, zeichnen und beschreiben Gebäude und ihre Umgebungen in ausgewählten Dörfern, um deren Charakteristika und Potenziale zu verstehen. Ziel ist es, durch detaillierte Analysen und Dokumentationen ein umfassendes Bild der Lausitz zu entwickeln.

Auschnitt aus: BTU-Exposé “Studio New Lusatia / Studijo nowa Łužyca”, Sommersemester 2024

“SO KLINGT DIE LAUSITZ”
Ein intermediales Forschungsprojekt

In diesem Projekt werden die Töne und Klänge der Lausitz gesammelt und erlebbar gemacht. Ziel ist es, die räumlichen und architektonischen Besonderheiten der Region zu erforschen und die Veränderungen in den Dorfstrukturen zu analysieren, die durch den Braunkohleabbau und den demografischen Wandel geprägt sind.

Die Studierenden untersuchen historische Gebäude in ausgewählten Dörfern, um deren spezifische Klangsignaturen zu erfassen. Diese Klänge entstehen durch die Form, Bauweise und die kulturellen Praktiken der Bewohner und werden als wichtige Elemente der Architektur betrachtet. Mithilfe von Tonaufnahmen, Messungen, Zeichnungen und Beschreibungen wird ein umfassendes Bild der Lausitz erstellt. Dabei geht es nicht um Lärm, sondern um charakteristische Klänge, die eingefangen und archiviert werden können.

Zusätzlich werden in Workshops mit einem Klangkunstkollektiv die aufgenommenen Geräusche bearbeitet und zu neuen Klangräumen gestaltet. Das Ergebnis ist ein lebendiges Klangarchiv der Lausitz, das die einzigartigen akustischen Eigenschaften der Region dokumentiert und bewahrt. Durch diese multisensorische Herangehensweise wird eine neue und sinnliche Dimension der Architektur erforscht und vermittelt.

Hinweis in eigener Sache: Die Domowina Niederlausitz Projekt gGmbH hat im Jahr 2021 die Klangperfomance “This land is not mine” der Künstlerin Kat Austen unterstützt, die mit Messgeräten und Instrumenten aus Chemie und Physik einen einzigartigen Klang der Lausitz erzeugt.
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Modul “GESUNDE UND SOZIALE RÄUME DER ZUKUNFT”

In diesem Modul an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg wird die Vielfalt von Räumen untersucht. Die Studierenden betrachten physische, soziale, Lebens- und virtuelle Räume aus verschiedenen disziplinären Perspektiven. Das Modul wird von externen Dozierenden aus Forschung, Gemeinnützigkeit und Landschaftsplanung begleitet.

Jeder Lehrtag widmet sich einem spezifischen Raumthema und findet an unterschiedlichen Orten statt. Dazu gehören Bildungsräume, Musik- und Medienräume, Freiräume, Sozialräume, Räume der Obdachlosigkeit, kulturelle und virtuelle Räume sowie Umwelträume. Exkursionen und praktische Erkundungen sind wesentliche Bestandteile des Lernprozesses.

Die Studierenden entwickeln weiterführende Fragestellungen zu gesunden und sozialen Lebensräumen der Zukunft und dokumentieren ihre Erkenntnisse in einem Lerntagebuch. Am Ende des Moduls präsentieren sie ihre interdisziplinären Projektarbeiten in einer selbstgewählten Form, wie Präsentationen, Poster, Videos, Architekturmodelle oder Podcasts.

Das Modul fördert inter- und transdisziplinären Austausch und bietet die Möglichkeit, das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln praxisnah zu erfassen und zu bearbeiten.

Titelbild, Foto: Robert Engel

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